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Tablada

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  Rundbriefe der Heimleitung

 

 

Rundbrief Dezember 2001 von Anita Ricalde, Heimleiterin

Liebe Freunde, liebe Spender,
mit dieser Zeichnung von unserem Cesar möchte ich meinen diesjährigen Rundbrief beginnen.

Weihnachten steht vor der Tür, in wenigen Wochen geht das Jahr zu Ende. Ich kann es fast nicht glauben, aber seit unserem letzten Bericht aus Tablada ist schon wieder ein ganzes Jahr vergangen.

Nach einem Monat Sommerferien kam das Personal Anfang Februar zurück. Wie in jedem Jahr nutzten wir die Zeit, um Instandhaltungsarbeiten und Reparaturen durchzuführen.

Wichtig für uns und das Heim war die Einschreibung des neuen Vereinsvorstandes in ein öffentliches Register, die Voraussetzung, um legal arbeiten zu können. Die neuen Mitglieder, sie stammen alle aus dem Umfeld von Padre Klock´s Pfarrgemeinde, waren zwar schon vor längerer Zeit gefunden,aber die Eintragung erforderte viele Behördengänge und hat trotz der Mithilfe eines Rechtsanwaltes mehre Monate gedauert. Beim Präsidenten hat sich nichts geändert, Padre Wolfgang Klock wird dieses Amt auch in Zukunft bekleiden. Vizepräsident ist Herr Zielinsky, ein Geschäftsmann aus Lima, Schriftführerin wird die Frau unseres ehemaligen, verstorbenen Kassenführers, Frau Merschmeier. Die Aufgabe der Kassenführung übernimmt Frau Gallese, die viele Jahre als Buchhalterin an der deutschen Schule tätig war und somit über sehr viel Erfahrung auf diesem Gebiet verfügt. Wir wünschen uns eine erfolgreiche Zusammenarbeit zum Wohl der uns anvertrauten Kinder in Tablada.

Auch in diesem Jahr starteten Jugendliche von uns ins Berufsleben. Einem unserer internen Jungen übertrugen wir die Leitung der Schreinerei, in der mehrere Jahre schon mitarbeitete.Zwei weitere Jungen fanden Aufnahme in einer staatlichen Berufsschule, wo sie zu Automechanikern ausgebildet werden. Antonieta Santi, ebenfalls intern, fand Arbeit in einem Goldschmiedebetrieb.Für uns bedeutet es immer wieder ein großes Erfolgserlebnis, wenn wir sehen, dass Jugendliche die Chance, die das Heim ihnen bietet, nutzen und ihren Weg gehen. In den Werkstätten führt dies immer wieder zu Veränderungen, denn in der Regel sind es die älteren Jugendlichen, mit denen man produktiv arbeiten kann. Aber an Nachwuchs haben wir keinen Mangel, wir staunen immer wieder, wie schnell viele “unserer” Kinder Grundfertigkeiten in unseren Betrieben erlernen und dann mit viel Spaß bei der Sache sind.

Bei unserer Arbeit wurden wir in diesem Jahr verstärkt von ausländischen freiwilligen Helfern unterstützt. So beendete im November bereits unser zweiter Zivi, Stefan Wielinski aus Konstanz, seinen Zivildienst. Sein Nachfolger Jürgen Kretz aus Wiesloch, kam Anfang September. In diesem Monat kam auch eine freiwillige Helferin aus Belgien zu uns, eine Lehrerin, die im Rahmen eines Sabbatjahres im Heim mitarbeitet.

Im August kehrte Sarah Jütte aus Offenbach nach einem ganzen Jahr bei uns nach Deutschland zurück. Ihren Platz übernahm im Oktober Nathalie Reich aus Obersulm.

Es ist für junge Menschen aus Deutschland sicher nicht einfach, sich in unserer Welt zurechtzufinden. Aber alle schaffen es trotz anfänglichem Heimweh rasch, sich bei uns einzuleben und wohl zu fühlen und tatkräftig mitzuarbeiten.Ein ganz herzliches Dankeschön auch im Namen der Kinder und ihrer Mütter für das große Engagement!

Anfang November kehrte unsere langjährige Mitarbeiterin Christine Dolderer de Huaylinos mit ihrer Familie nach Deutschland zurück. Es war ein Abschied, der uns allen nicht leicht fiel, sie gehörte einfach zu uns und hinterlässt eine große Lücke. Mit sehr viel Einsatzfreude, Energie und großer Flexibilität hat sie in allen Bereichen des Heims gearbeitet. Im Namen aller im Heim, der Mitarbeiter, der Kinder und ihrer Mütter möchte ich mich bei ihr sehr herzlich bedanken für die Jahre, die sie mit uns gelebt und gearbeitet hat. Für ihre Zukunft wünschen wir ihr, Beto und Gabriel von Herzen alles Gute!

Ich denke, dass auch dieser Berichte viel von unserer Arbeit erzählt, Außenstehende sehen manche Dinge, die uns alltäglich und nicht erwähnenswert erscheinen.

Ihnen allen ein herzliches Dankeschön für Ihre Unterstützung, die unsere Arbeit, zumindest einigen der Ärmsten zu einem Leben in Würde zu verhelfen erst ermöglicht.

Que dios se lo pague - Vergelt´s Gott!

Ihnen allen und Ihren Familien wünsche ich

Feliz Navidad y un Prospero Año Nuevo

gez. Anita Ricalde

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Rundbrief Dezember 2002 von Anita Ricalde, Heimleiterin

Liebe Freunde, liebe Spender,
zum Jahresende möchte ich mich mit einem kurzen Rückblick auf die Aktivitäten des Kinderheims Tablada bei Ihnen melden. Im Mittelpunkt unserer Arbeit stand auch nach 17 Jahren die Betreuung und Erziehung unserer Kinder. Die meisten von ihnen haben erhebliche Defizite was das Verhalten, die Sauberkeit, Aufrichtigkeit, Sprache anbelangt. Besonders nach den Ferien ist es wichtig an diesen grundlegenden Dingen zu arbeiten. Immer wieder wird Kindern beigebracht wie wichtig eine elementare Hygiene für die Gesundheit ist. Dies ist auch ein Hauptthema in unseren Versammlungen mit den Müttern, die einmal im Monat stattfinden.


Zeichnung: Ansicht des Hogars von Jorge Luis

Weiterer Schwerpunkt ist natürlich die Betreuung der Kinder in ihren schulischen Belangen. Neben den Hausaufgaben erledigen die Kinder die Arbeiten, die im Heim anfallen, wie Putzen, Helfen in der Bäckerei, der Schreinerei oder in den Gärten.

Wie in den Jahren zuvor führten wir auch in diesem Jahr Aktivitäten durch mit dem Ziel, Geld für Anschaffungen, in diesem Fall für Küchengeräte, zu erwirtschaften. Die erste Veranstaltung war eine Kirmes, bei der die Mütter der Kinder wesentlich beteiligt waren Das andere große Ereignis war natürlich unsere Jahresfeier.

In den Werkstätten haben unsere Jugendlichen gute Fortschritte gemacht. Wir waren mit unseren Holzspielsachen auf verschiedenen Ausstellungen vertreten, auf denen wir auf großes Interesse stießen und man uns gute Qualität bescheinigte.

Jedes Jahr kommen zahlreiche Besucher aus Deutschland bei uns vorbei. Manche bleiben nur ein paar Stunden, andere ein, zwei Tage. Aber immer wieder kommen junge Leute, um für längere Zeit mit uns zu leben und uns bei unserer Arbeit zu unterstützen – Zivildienstleistende oder junge Frauen, die ein soziales Jahr bei uns leisten. So kamen im August/September Stanislaus von der Insel Reichenau, Nina aus Emmendingen und Carola aus Donaueschingen zu uns.

Abgelöst haben diese drei Zivi Jürgen Kretz aus Wiesloch, Nathalie Reich aus Obersulm und Vinciane Georges aus Belgien, die nach einem Jahr im Heim zum Studium oder in den Beruf zurückkehrten. Den drei Rückkehrern möchte ich auf diesem Wege noch einmal herzlich danken für ihr Engagement für unsere Kinder und das Heim und für ihre Zukunft alles Gute wünschen.

Da es aus meiner Sicht nach so vielen Jahren nicht viel Interessantes oder Neues zu erzählen gibt, sollen auch dieses Mal wieder freiwillige Mitarbeiter (siehe auch "Berichte") und Besucher, wie unsere frühere Mitarbeiterin Christine Dolderer, die Ihnen aus den letzten Rundbriefen bekannt ist, zu Wort kommen, um von ihren Erlebnissen und Erfahrungen zu berichten.

Ihnen allen, die Sie uns auch in diesem Jahr so großzügig unterstützt haben, möchte ich auch im Namen der Kinder und ihrer Mütter recht herzlich danken.

Ihnen und ihren Familien wünschen wir alles Gute und Gesundheit für das neue Jahr!

Ihre

gez. Anita Cosquillo Soto

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Rundbrief Dezember 2003 von Rosa Huber, Heimleiterin

Liebe Freunde, liebe Spender,

wieder einmal erreicht uns ein sehr ausführlicher Rückblick auf ein ereignisreiches Jahr in „unserem Hogar Tablada“ in Lima, zum ersten Mal verfasst von der neuen verantwortlichen Direktorin Frau Rosa Quequejana de Huber. Seit September des Jahres bildet sie zusammen mit der bisherigen Heimleiterin, Anita Cosquillo und Luis Rodriguez ein Team, das neue Leitungsteam. Rosa Huber hat zusammen mit ihrem Mann Jürgen Huber, heute Ansprechpartner und Verantwortlicher in Sachen Partnerschaft Freiburg/Peru in Lima, das Projekt MANTHOC ins Leben gerufen und über viele Jahre begleitet – MANTHOC, ein Projekt, das mit und für arbeitende Kinder und Jugendliche arbeitet. Aus dieser Arbeit verfügt Rosa Huber über sehr viel Erfahrung und Verständnis für die Probleme und Belange von Kindern und Jugendlichen in den Randzonen der peruanischen Hauptstadt und kann wichtige Anregungen und Ideen in das Konzept des Hogars einbringen. Ihr zur Seite stehen die bisherige Heimleiterin Anita Cosquillo, die die Verantwortung für den Bereich Werkstätten übernahm und Luis Rodriguez, von Beruf Lehrer, Verantwortlicher für den Bereich Erziehung und Schule.

Auch im Vorstand des Vereins gab es in diesem Jahr wichtige Veränderungen, nachdem unser langjähriger Präsident, Padre Wolfgang Klock, von seinem Amt als  Pfarrer der deutschen Gemeinde in Lima zurücktrat und nach Deutschland zurückkehrte. Seinen Posten übernahm im März übergangsmäßig Frau Rosa Huber bis anlässlich einer außerordentlichen Generalversammlung Ende November der Nachfolger von Padre Wolfgang Klock, Padre Bernhard Schneider, zum neuen Präsidenten des Vereins gewählt wurde.

Im Folgenden Auszüge aus dem sehr ausführlichen Bericht von Rosa Huber:

 zunächst die wirtschaftliche und politische Lage, die zu einer zunehmenden Verarmung der Bevölkerung in den Randzonen führt. Besonders besorgniserregend finde ich die düsteren Zukunftsaussichten der Kinder und Jugendlichen in diesen Vierteln, die allein schon wegen familiärer Verhältnisse einen sehr schweren Start ins Leben haben. 62% der peruanischen Jungen und Mädchen leben unter Bedingungen, die eine „normale“ Entwicklung und ein gesundes Wachstum verhindern. Das trifft auch für den größten Teil der Kinder im Hogar zu, wie eine Statistik sehr deutlich zeigt. Grundlage der Untersuchung der Heimkinder sind die Daten des „The National Center of Health Statistics“. 76,6 % der Kinder sind aufgrund von Unterernährung mehr oder weniger untergewichtig, 90% der Kinder sind ernährungsbedingt kleinwüchsig! 

Wie bereits in der Vergangenheit ist weiterhin eine ausgewogene Ernährung wesentlicher Bestandteil des Angebots, das das Heim macht. Wichtig hierbei ist auch die entsprechende Fortbildung unserer beiden Köchinnen, Zoila und Julia.

Unterernährung ist in vielen Fällen auch die Ursache verschiedener Defizite, die die Kinder haben, wie Lernschwierigkeiten, Verhaltensauffälligkeiten, Aggressionen u.v.m. Erziehung und Bildung ist daher eine sehr komplexe Aufgabe. Neben der Vermittlung von Kenntnissen, Allgemeinbildung und der Betreuung bei Hausaufgaben etc geht es darum, den Kindern Werte verständlich zu machen, Persönlichkeitsbildung zu fördern, Talente und Neigungen zu fördern.

Wichtiges Anliegen ist auch hier die Fortbildung der Erzieher und Erzieherinnen, ebenso wollen wir geeignete ältere Jugendliche auf die Aufgaben als Betreuer und Erzieher vorbereiten.

Als grosse Herausforderung und Notwendigkeit erscheint uns die Entwicklung eines neuen „Strategieplans“, ein verbindliches Konzept für die Arbeit des Heims in den nächsten Jahren. Viele Erfahrungen, die in den 18 Jahren seit Bestehen des Heims gemacht wurden, werden eingearbeitet werden. Aber vieles hat sich in diesen Jahren auch in einem Pueblo Joven verändert, Lebens-, Arbeitsbedingungen, Einstellungen geprägt durch die Einflüsse moderner Medien sind andere als vor 18 Jahren. Dies alles gilt es zu berücksichtigen bei der Erstellung dieses Strategieplans, der von einem ganzheitlichen Ansatz ausgehen soll. Derzeit sind wir mit Beteiligung des Lehrers Alejandro Cussianorich, Spezialist in Fragen der Kinder- und Jugendarbeit in Elendsvierteln in Peru und ganz Lateinamerika, an der Ausarbeitung dieses Konzepts, das nach den Sommerferien umgesetzt werden soll.

Auch im Bereich der Werkstätten war es erforderlich, Aufgaben, Möglichkeiten und Ziele besonders der Bäckerei zu überdenken. Nach einer Bestandsaufnahme will ein Berater für Kleinunternehmen in den Randbezirken entsprechende Vorschläge zu Verbesserung von Produktion und Verkauf machen.

Verantwortlicher Bäcker ist Magno Clemente, ein junger Mann der das Heim vor 4 Jahren verließ, um für längere Zeit in Deutschland zu arbeiten. Nach seiner Rückkehr nach Peru machte er eine Ausbildung zum Bäcker und leitet seither die Backstube. Unter seiner Anleitung lernen auch die 10- bis 15jährigen die verschiedenen Arbeitsschritte der Brotherstellung kennen, wichtig dabei außerdem das Arbeiten in der Gruppe.

Wie bisher finden Vollkornbrot, verschiedene Empanadas und Panetones ihre Abnehmer unter den Gottesdienstbesuchern der deutschen Gemeinde.  Magno und ich vertrauen darauf, dass der „Kleinunternehmensberater“ wichtige Hinweise geben kann und wollen den Bäckereibereich falls erforderlich um ein Ladengeschäft in einer belebteren Zone ergänzen.

Auch in der Schreinerei wird fleißig gearbeitet, die Kinder werden spielerisch mit den verschiedenen Techniken der Holzbearbeitung vertraut. Die Jugendlichen produzieren für den Verkauf, z.B. beim traditionellen Weihnachtsbazar in der deutschen Gemeinde. Eine grosse Anzahl von Mobiles, gedrechselten Kerzenständern, Spielen etc wurden in diesem Jahr auch nach Deutschland und Belgien „exportiert“, um Transportkosten zu sparen in den Koffern von Besuchern.

In diesem Jahr besuchte uns Roland Lauber, einer der Gründer des Heims, mit einer Gruppe von Freunden aus der AKTION 3.WELT e.V. in Murg. Im Rahmen einer kleinen Begrüßungsfeier, die die Kinder und ihre Erzieher vorbereitet hatten, wurden die Gäste herzlich empfangen. Da das Heim inzwischen über einige Gästezimmer verfügt, war die Unterbringung der Besucher kein Problem. In den letzten Monaten wurden diese Zimmer neu gestrichen, Bäder umgebaut, neue Waschbecken und Duschen eingebaut und eine Therme für Warmwasser installiert. Eine Küche, ein Aufenthaltsraum und im Sommer eine grosse Terrasse vervollständigen das Angebot.

Die Idee, die dahinter steht heißt Solidartourismus – eine neue Herausforderung für das Heim! Besuchern, Touristen, Freunden wird die Möglichkeit geboten, für einige Tage am Leben im Heim teilzunehmen und es zu teilen, um so mit der Realität in einem Pueblo Joven vertraut zu werden. In diesem Jahr ermöglichten wir zwei unserer Jugendlichen den Besuch eines Englischkurses am „Instituto Cultural Peruano Norte Americano“. Wir werden sie auch weiterhin fördern, auch im Hinblick darauf, dass sie unseren Gästen als Dolmetscher und Stadtführer behilflich sein können. Für Fahrten vom und zum Flughafen, für Stadtrundfahrten oder auch für Ausflüge in die nähere Umgebung steht unser Heimbus mit Fahrer Marcos zur Verfügung. Wir haben Kontakte zu anderen Einrichtungen in Lima und im ganzen Land, die unsere Besucher kennen lernen können, um zu sehen und zu erleben, wie die Armen ihre eigenen Wege suchen und gehen. Diese Erfahrung der persönlichen Begegnung ist entscheidend für das Verständnis der verschiedenen Kulturen und lässt uns beim Bauen einer menschlicheren Welt zusammen wachsen  die Solidarität gibt die Kraft, die Welt zu verändern!

Seit einem Jahr besuchen uns regelmäßig ältere Schüler der deutschen Schule in Lima, der Alexander-von-Humboldt-Schule, mit ihren Religionslehrerinnen Elizabeth Caceres und Lupe Urresti. Für diese Jugendlichen waren die Lebensgeschichten und –bedingungen unserer Kinder im Heim unvorstellbar. Obwohl räumlich nur wenige Kilometer von einander entfernt, lagen doch Welten zwischen einer Kindheit in Tablada und einer in einem Stadtteil wie Miraflores. Inzwischen sehen die Schüler die Armut mit anderen Augen, da sie mit jedem Kind, das sie hier kennen lernen ein menschliches Gesicht bekommt. Diese Begegnungen werden wir auch im nächsten Jahr fortsetzen und intensivieren.

Ihnen allen und Ihren Familien herzlichen Dank für Ihre Unterstützung,

die besten Wünsche für das Neue Jahr und einen herzlichen Gruß

auch von den Kindern, ihren Müttern und meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern

gez. Rosa Huber

(Zusammengefasst und übersetzt von R. Lauber)

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Rundbrief Dezember 2005 von Luis Rodriguez, Heimleiter

Liebe Freunde, liebe Spender,

Auch in diesem Jahr erreicht uns zum Jahresende ein Informationsbrief der Heimleitung des Kinderheims Tablada in Lima:

1. Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen

Unser konkretes Ziel unserer Arbeit in diesem Jahr war die umfassende Bildung unserer Kinder und Jugendlicher – Vermittlung von Werten, Ausbildung in den Werkstätten und die Unterstützung in schulischen Belangen. Dieser Ansatz entwickelten wir aus dem Dialog mit den Gründern und den Erkenntnissen aus vielen Sitzungen der Mitarbeiter des Heims. Wir betrachten Werte als das Fundament unserer Einrichtung, denn in diesem Sinne erzogene Kinder sind verantwortungsbewusst in Heim und Schule, engagiert in Familie und Gesellschaft und motiviert für ihr eigenes Vorwärtskommen.

Arbeit an Gewohnheiten, Einstellungen und Werten

In diesen Bereich fielen verschiedene Ausflüge so z.B. in den zoologischen Garten, an den Strand, auch ein Zeltlager im Eulaliatal, wichtige Aktivitäten für unsere Kinder, die weder das nahe Meer, noch das Hinterland Limas kennen, genauso wenig wie Kino oder Theater als aus Teil der Kultur.

Ein Psychologe arbeitete als freiwilliger Mitarbeiter mit unseren Jugendlichen zum Thema ganzheitliche Entwicklung.

Unter Anleitung der Erzieher wurden für die Kinder und Jugendlichen für sie nicht selbstverständliche Dinge zu Routine. Unsere Kleinen duschen inzwischen freiwillig,  förderlich dabei war sicher die Anschaffung eines Warmwasserboilers.

Persönliche Betreuung

In diesem Jahr war eine bessere, friedlichere Stimmung im Heim festzustellen, besonders die Streitigkeiten unter den Kleinen sind zurückgegangen. Besonders spürbar war dies bei unserer Weihnachtsfeier. Die Kinder beteiligten sich aktiv am Gottesdienst, sangen harmonisch und folgten aufmerksam. Besonders bei den Kindern, mit den therapeutisch gearbeitet wurde hat sich das Verhalten sehr gebessert. Waren sie früher sehr aggressiv, was sich auch auf ihre Gruppen auswirkte, sind sie jetzt in der Lage, sich besser zu kontrollieren.

In diesem Jahr konnten wir auf die geistliche Begleitung durch Padre Bernhard Schneider zählen, der mit uns die Gottesdienste zu den Festtagen im Kirchenjahr feierte.

Schule und Vorschule

Die Gruppe unserer Kleinen besteht aus 20 Kindern im Alter von 3 bis 9 Jahren. Obwohl dies eine sehr heterogene Gruppe ist, wird sie von der Erzieherin Judith alleine geleitet. Mit sehr viel Kreativität hat sie fehlende Spielzeuge und Utensilien mit einfachen Mitteln ergänzt. So haben die Kleinen ihre Kostüme für das Krippenspiel aus Reissäcken gebastelt.

In der Gruppe der „Mittleren“ abeitet der Erzieher Martin, unterstützt wird er an zwei Tagen in der Woche vom Lehrer und Heimleiter Luis Rodriguez, der außerdem die pädagogische Arbeit koordiniert. Alle Kinder dieser Gruppe haben das Schuljahr erfolgreich abgeschlossen. Es ist die Gruppe im Heim, die am meisten Initiative zeigt.

Die Gruppe der „grossen“ wird von Anita Cosquillo geleitet und betreut. Es ist eine nicht einfache Gruppe, die sehr grossen erzieherischen Einsatz erfordert.

Handwerkliche Ausbildung

Im Mai unterzeichneten wir ein Abkommen mit einer staatlichen Einrichtung, die unseren Kindern in Lebensmittel- und Bekleidungsproduktion ermöglicht. 20 Kinder erhielten eine Einführung in die Herstellung von Backwaren aller Art, in deren Genuss dann auch die anderen Kinder im Heim kamen. Ihre Weihnachtsplätzchen verschenkten wir an Freunde des Heims.

In der Schreinerei wird wie immer gearbeitet, einmal für die Ausbildung in Holzbearbeitung, zum anderen für den Verkauf. Die Werkstatt wird von Jorge Santi geleitet, einem ehemaligen Zögling des Heims, der sehr kreativ ist und grosses Talent für diese Arbeit mitbringt.

2. Verschiedenes

Besuche in diesem Jahr

Drei ehemalige freiwillige Mitarbeiter besuchten uns, im März Jürgen Kretz, im Oktober Stefan Welinski und vor kurzen Stanislaus Teichmann. Zu Ostern besuchte uns der Direktor der deutschen Schule in Lima mit seiner Familie.  Anstelle von Geschenken zu seinem runden Geburtstag wünschte er sich Spenden für Tablada, die er uns übergab.

Im Juli und August waren 2 Gruppen von je 15 jungen Leuten aus Spanien als freiwillige Mitarbeiter bei uns. Es waren Psychologen, Lehrer, Erzieher unter ihnen, die sich für einige Wochen im Heim engagierten.

Im August war auch die Tochter eines der Gründungmitglieder des Heims, Isabel Lauber, zu Besuch. Interessant waren für sie besonders die Begegnungen gleichaltrigen, früheren Heimkindern, die sie von ihren zurückliegenden Besuchen kannte.

Im November besuchte uns Freunde von Padre Bernhard Schneider. Auch sie überließen uns eine Spende, die wir für die Renovierung der Spielgeräte verwenden.

Ganz besonders freuten wir uns im November über den Besuch von Padre Wolfgang Klock. Er verbrachte einen Tag mit uns und den Kindern. Seine Spende werden wir zum einen für die Gärten, zum anderen für die Fortbildung unserer Mitarbeiter verwenden.

Aktivitäten für die Gemeinde

Im Oktober organisierten wir eine Theateraufführung. Diese Veranstaltung, an der die Kinder sehr viel Spaß hatten, war wirtschaftlich gesehen zwar kein Erfolg, aber zumindest die Kosten waren gedeckt. In einer Kulturwoche boten wir für die Mütter des Heims und der Gemeinde zwei Kurse an, „ Gesunde familiäre Beziehungen“ und „Rechte und Pflichten von Vätern und Müttern“. Die Kurse fanden grosses Interesse und die Fragen der Teilnehmer ließen die Veranstaltungen viel länger dauern als geplant.

Baumaßnahmen

- Verbesserung des Wasserdrucks in den Bädernder Kinder

- Einbau eines Heißwasserboilers im Bad der Kinder,

- Einbau eines Heißwasserboilers im Bad der Gäste und freiwilligen Mitarbeiter

- Reparatur des Hochbehälters im „Wald“ oberhalb der Gärten

- Einbau von Wasserleitungen und -hähnen für eine bessere Bewässerung der Gärten

- Außerordentliche Spenden ermöglichten uns, Zimmerdecken in 3 Räumen einzuziehen

- Ebenso mit außerordentliche Spenden wurden für vier besonders bedürftige Familien Häuschen aus vorgefertigten Materialien errichtet. Im Moment werden mit Spenden unserer freiwilligen Mitarbeiter aus Spanien drei weitere Häuschen gebaut.

Dies war ein zusammenfassender Rückblick auf das Leben im Heim in diesem Jahr.

Es war ein Jahr mit Veränderungen, Herausforderungen, die für das Team viel Arbeit bedeuteten, viele Überlegungen, ständiges Gespräch, Offenheit für andere Meinungen und Ideen erforderten. Das Ergebnis all dieser Bemühungen ist ein Klima der Beständigkeit, das sich positiv auswirkt auf das Engagement des Personals sowie der Kinder und Jugendlichen für ihr Heim.

Mit der schönen Erfahrung  eines erfolgreichen Jahres mit vielen Aktivitäten hoffen wir auch für das kommende Jahr auf gute Zusammenarbeit mit allen, die sich im und für das Kinderheim engagieren.

Im Namen aller, der Kinder und Jugendlichen und ihren Familien, dem Personal des Heims, möchten wir uns bei Ihnen allen bedanken, die uns unterstützt haben und verbleiben mit den besten Wünschen für das Neue Jahr

Gez. Luis Rodriguez, 
Heimleiter 
Ana Maria Narvaez, 
Schriftführerin des Vorstands

(Zusammengefasst und übersetzt von R. Lauber)

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Rundbrief Dezember 2006 von Luis Rodriguez, Heimleiter

Liebe Freunde, liebe Spender,

auch zu diesem Jahresende erreicht uns ein Brief aus Lima, in dem der Heimleiter von Aktivitäten im Kinderheim berichtet:

Liebe Freunde,

und wieder schauen wir auf ein Jahr voller Arbeit im Heim zurück. Zur Zeit betreuen wir mit Ihrer großzügigen Unterstützung 97 Kinder und Jugendliche. Sie ermöglichen es, dass unser Heim diesen Kindern aus ärmsten Verhältnissen helfen kann und in der Lage ist, sie ausreichend zu ernähren, ihnen eine Chance auf Schulbildung und damit die Hoffnung auf ein künftiges Leben in Würde zugeben. Dank den Anstrengungen, die sie unternehmen, um für den Unterhalt des Heims zu sorgen, können unsere Kinder ihre Unterernährung überwinden, in der Schule Fortschritte machen und in unserem Heim ein Ort haben, an dem sie sich entwickeln und heranwachsen können.

In den letzten drei Jahren hat die Anzahl unserer Kinder stetig zugenommen, 2004 waren es 65 Kinder, 2005 86 und in diesem Jahr 97, womit wir die Grenzen unserer Einrichtung erreichen. Damit wuchs auch in jedem Jahr die Anzahl der Familien, die wir mit Ihren Spenden unterstützen können. Aber wir sind nicht alleine. Dank unserer Kontakte zu anderen Einrichtungen in der Gemeinde erfahren wir auch hier Unterstützung bei der Betreuung unserer Jungen und Mädchen, so vom Medizinposten, vom Ärztezentrum, vom Jugendamt, von einer Organisation gegen Gewalt und von den Kirchengemeinden.

Aktuell arbeiten wir mit vier Gruppen – die 3- bis 6-Jährigen, die sich „Los conejitos felices“, zu deutsch die „glücklichen Häschen“ nennen, die Gruppe der 7- bis 9-Jährigen, die „Campeones“, dann die „Ninos y ninas del manana“, die „Mädchen und Jungen von morgen“ im Alter zwischen 9 und 11 Jahren und „Las chicas y chicos sin fronteras“, die „Mädchen und Jungen ohne Grenzen“, die Gruppe der Jugendlichen. Wir entwickelten ein Programm, das das Verhalten der Kinder und Jugendlichen zum Gegenstand hat. Jeder muss sein eigenes Verhalten zu beurteilen lernen, aber auch untereinander sollen sie gegenseitig Verhalten und die Wirkung auf das Umfeld bewerten. Damit versuchen wir Verhaltensänderungen zu bewirken, die das Leben in der Gemeinschaft für den Einzelnen und auch für die Gruppe erleichtern.

Ein Beispiel – Cesia Alvino, 10, ist ein Mädchen, das im vergangenen Jahr im Heim aufgenommen wurde. Sie war in der 4. Grundschulklasse und kam aus Cerro de Pasco, einer großen Minenstadt in den Anden, nach Lima. Wir nahmen an, dass sie auf einem entsprechenden Stand ist. Aber es stellte sich heraus, dass sie weder lesen noch schreiben oder rechnen konnte. Sie wiederholte das Schuljahr, da ihre Noten sehr schlecht waren. Aber bereits zum Ende des Schuljahres hatte sie lesen, schreiben und rechnen gelernt und wir sind überzeugt, dass sie ihre Defizite bald aufholen wird.

Natürlich haben wir auch weniger zufriedenstellende Fälle. Juan Antonio Mamani,11, ist ein Junge, der sehr große Probleme mit seinen schulischen Pflichten hat. Durch sein Verhalten bringt er seine Erzieherin manchmal fast zur Verzweiflung, langsame Fortschritte sind zwar erkennbar, aber noch immer bedarf es z.B. großer Überredungskünste der Erzieherin, dass sich Juan gelegentlich unter die Dusche stellt.

So gibt es in jeder Gruppe einfachere und schwierigere „Fälle“. Vor allem die Kinder, die wir neu ins Heim aufnehmen erfordern viel Geduld und Aufmerksamkeit. Die meisten von ihnen mussten in ihren jungen Jahren bereits schlimme Erfahrungen machen. Diese können sie nur mit Hilfe des Psychologen verarbeiten, der jeden Freitag zur Sprechstunde ins Heim kommt.

Nach wie vor arbeiten die Kinder und Jugendlichen auch in den Werkstätten ohne ihre anderen Pflichten zu vernachlässigen.
In der Schreinerwerkstatt arbeitet die „Produktionsgruppe“, die aus den älteren Jugendlichen besteht. Mit dem Erlös aus dem Verkauf ihrer Arbeiten können wir das Material für die Ausbildung der jüngeren „Schreiner“ finanzieren. Unsere Holzspielsachen finden guten Absatz auf verschiedenen Bazaren.
In der Bäckerei werden 16 Jugendliche vom Bäcker Ricardo angeleitet und versorgen das Heim mit Brot und Brötchen. In der Bäckerei arbeiten auch unsere freiwilligen Mitarbeiter aus Deutschland mit. 35 kg Weihnachtsgebäck nach deutschen Rezepten produzierten sie gemeinsam mit unseren Jugendlichen für den Adventsbazar der deutschen katholischen Kirchengemeinde San Jose. Außerdem haben wir an diesem Tag 200 Panetones verkauft - ein erfolgreicher Tag für unsere Werkstätten.
Seit einiger Zeit widmen wir uns in den Werkstätten einer neuen Technik, dem Stoffdruck. Herbert, ein Künstler entwirft die Designs, die unser Schreiner Javier in Holzstempeln ausarbeitet. Mit diesen Stempeln gestalten die Jugendlichen Stofftaschen. Diese haben wir einer Gruppe von freiwilligen Mitarbeitern aus Spanien verkauft, die uns seit einigen Jahren in den Sommermonaten in unserer Arbeit unterstützen.

In diesem Jahr haben wir nach einer Pause drei Jahren wieder junge freiwillige Mitarbeiter aus Deutschland im Heim. Gesche Hausin aus Oldenburg leistet ein FsJ, ein freiwilliges soziales Jahr und Hannes Kaufeis aus Karlsruhe seinen „Anderen Dienst im Ausland“ anstelle des Zivildiensts in Deutschland. (In diesem Jahr bekam der Trägerverein für Tablada in Murg, die Aktion 3. Welt e.V., vom Bundesministerium für Familie, Jugend und Senioren die Anerkennung als Träger für den ADiA und kann damit jährlich eine Stelle im Heim an einen Zivildienstleistenden vergeben, Anm. des Übersetzers).
Nach einigen Wochen der Eingewöhnung wurden sie einer Gruppe zugeteilt und unterstützen die Erzieher bei ihrer Arbeit. Außerdem arbeiten sie in den Werkstätten mit und haben sich dabei vor Weihnachten besonders in der Bäckerei engagiert. Da wir uns für die jungen Leute verantwortlich fühlen, haben wir uns gemeinsam mit ihnen, vor allem im Interesse ihrer Sicherheit auf Dienst- und Ausgehzeiten geeinigt. Unter der Woche schließt das Heim um 23.00 Uhr sein großes Tor, am Wochenende morgens um 3.00 Uhr. Schon bald haben sich Gesche und Hannes mit den ehemaligen „Heimkindern“ Magno, Javier … angefreundet, die im Umfeld des Heims wohnen und arbeiten und scheinen sich bei uns wohl zu fühlen.

Zum Schluss möchte ich die Gelegenheit nutzen, mich bei Ihnen allen ganz herzlich zu bedanken für Ihre Verbundenheit mit unserem Heim und dafür, dass Sie es uns mit Ihren Spenden ermöglichen denen zu helfen, die Hilfe dringend brauchen. Im Namen unserer Kinder, ihren Angehörigen, des Personals und unserem Verein möchte ich Ihnen ein glückliches und gesundes Neues Jahr wünschen.

Luis Rodriguez, Heimleiter

(Zusammengefasst und übersetzt von R. Lauber)

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Liebe Freunde,

auch in diesem Jahr erreichte uns zum Jahresende der Rundbrief des Leiters unseres Kinderheims in Lima, Luis Rodriguez. Übersetzt haben den Brief die drei jungen Frauen, die im Rahmen des Freiwilligenprogramms „weltwärts“ einen internationalen Freiwilligendienst leisten und für ein Jahr gemäß dem Motto des Programms „helfend lernen“ im Heim leben und arbeiten. „Weltwärts“ ist ein Programm des Bundesministeriums für Zusammenarbeit, BMZ, und soll jungen Menschen die Möglichkeit bieten, sich in sozialen Einrichtungen auf der ganzen Welt zu engagieren – eben „weltwärts“ zu ziehen. Seit diesem Jahr ist die Aktion Dritte Welt e.V., Murg vom Ministerium als Träger für diesen Dienst anerkannt und hat somit die Möglichkeit, drei junge Menschen als freiwillige Mitarbeiter nach Tablada zu entsenden.

Im Namen der Heimgründer möchte ich mich bei Ihnen allen für die großzügige Unterstützung unserer Arbeit für das Kinderheim in Lima bedanken und Ihnen für das Neue Jahr gute Gesundheit und alles Gute wünschen  

Roland Lauber  

Hier nun der Bericht unseres Heimleiters :

Kinderheim Tablada                                                  Dezember 2008
Tablada de Lurin                                                        34. Rundbrief
Lima – Peru  

Wieder ein weiteres Jahr unseren Brüdern geholfen  
Diesen Bericht möchte ich damit beginnen Sie herzlich zu begrüssen , Ihnen frohe Weihnachten zu wünschen und das Beste für das Jahr 2009. Ich möchte Sie ausserdem auch wissen lassen, dass wir uns alle im Kinderheim darauf vorbereiten um diese Festlichkeiten gemeinsam mit der grossen Familie des Heims zu verbringen.  

Wir haben dieses Jahr weiterhin mit dem „Programa de Actitudes“ gearbeitet und haben es an die Realität des Kinderheims und an die Kinder und Jugendlichen in Tablada angepasst. Es ist das Erziehungsprogramm, das die alternative Schule „La casa de Cartón“ entwickelt hat und das uns die letzten Jahren ermöglicht hat Veränderungen  innerhalb des Verhaltens der 100 Kindern und Jugendlichen zu erreichen.

Auch dieses Jahr konnten wir auf die grosse Unterstützung des „Consejo Directivo“, unseres Vorstands zählen , obwohl Padre Bernardo Schneider nach Deutschland zurückgekehrt ist, was uns sehr traurig macht, denn seine Persönlichkeit und sein Charisma haben das Heim stark geprägt. Er besuchte uns regelmässig, und seine Messen waren immer ein besonderer Moment wo sich die Kinder immer sehr gut aufgehoben fühlten.

Zwei unserer Erzieher sind dieses Jahr erkrankt. Martin Castillo, Erzieher der Gruppe „Las Chicas y Chicos del mañana“ (Kinder von morgen) hat einen Bruch der Achillesverse erlitten. Er wurde operiert und hat eine lange Erholungszeit, was ihn von seiner Arbeit im Kinderheim abhält. Aus diesem Grund wurde die „Taller de manualidades“ (Kreativwerkstatt) vorübergehend geschlossen, damit die Erzieherin Diana Cosquillo Vertretung Martins übernehmen kann. Ein weiterer Erzieher, Andy Osorio, wurde am Miniskus operiert, und fällt somit als Erzieher der Gruppe „Los sin fronteras“ (Ohne Grenzen)vorübergehend aus..  

Wir haben aber auch gute Neuigkeiten mitzuteilen. Herr Roland Lauber, ein Gründer des Kinderheims, besuchte uns im Mai und verbrachte zwei Wochen im Kinderheim und teilte den Alltag  mit den Kindern und Jugendlichen und ihren ErzieherInnen. So konnte er sich einen persönlichen Eindruck von der alltäglichen Arbeit in den Gruppen und in den Werkstätten verschaffen. Als Auswertung seines Aufenthalts regte er den Ausbau der Bäckerei an, der inzwischen weitgehend abgeschlossen ist. Auch für die Schreinerei machte er Verbesserungsvorschläge, die im nächsten Jahr umgesetzt werden. Als Vertreter des Trägervereins in Deutschland und in Vertretung der Gründungsmitglieder nahm er an verschiedenen Versammlungen mit den Mitgliedern des Vorstands  teil und hat sich mit ihnen unter anderen Aspekten, die die Arbeit des Heims betreffen,  vor allem über den Bereich Finanzierung und Haushalt auseinandergesetzt.   

Arbeit nach Konzept  
Die planmässig ausgeführte Arbeit hat uns dabei geholfen unsere Ziele zu erreichen. Das Bewusstwerden der Kinder und Jugendlichen für ihre eigenen Handlungen verantwortlich zu sein, Hausaufgaben und Kompromisse haben ermöglicht, die Arbeit im Kinderheim erfolgreicher werden zu lassen. Jeder Erzieher arbeitet in seiner Gruppe mit diesem Konzept um dem Kind und dem Jugendlichem beizubringen, dass er selbst  derjenige ist, der seine Zukunft in der Hand hat, dass er es ist, der seinem Leben mit Verantwortung gegenüberstehen muss  mit dem Wunsch nach Verbesserung. Dazu gehört, dass er seine Kameraden uns auch sich selbst respektiert.  

Schulische Begleitung  
Auch dies ist ein wichtiger Teil unserer Arbeit, die wir im Kinderheim entwickelt haben. Es wird ermöglichen sicherzustellen, dass alle Kinder und Jugendlichen das Schuljahr bestehen und darauf vorbereitet sind, im Leben zubestehen. Jedoch ist es eine grosse Herausforderung, da in „unseren“ Familien die Bildung nicht vorrangig ist, was auf die Armut zurückzuführen ist. Dies ist keine Ausrede, sondern die Realität. Daher ist unsere Arbeit zweigleisig. Zum einem muss dem Kind geholfen werden, das nicht vorbereitet ist, da es die Grundschule nicht besucht hat, zum anderen Teil ist es die Hilfe in seiner Familie.

Gewiss ist es nicht so, dass sich alle Familien in dieser Situation befinden, es sind vor allem die Familien, die gerade dabei sind sich über die Wichtigkeit der Erziehung ihrer Kinder bewusst zu werden, was auch bedeutet, dass sie die Kosten dafür übernehmen müssen.

Ich schätze, dass es dieses Jahr weniger als fünf Kinder sind, die das Schuljahr nicht bestehen werden (Das Schulzeugnis wird am Ende des Schuljahres ausgeteilt). Es sind die neuen Kinder, die mehr Probleme haben.

Das Kinderheim übernimmt die psychologische Behandlung und bei einigen Fällen sucht es eine Finanzierung, damit sie weiterhin eine spezielle Schule besuchen können.

Die Werkstätten  
In unseren Werkstätten sind Mädchen und Jungs ab dem achten Lebensjahr tätig und unter Anleitung und begleitet von den Erziehern lernen sie etwas über die Schreinerei, die Bäckerei und die Kreativwerkstatt.  

Schreinerei  
Diese Werkstatt wird von Javier Santi geleitet, der für die Ausbildung von fast 30 Kindern verantwortlich ist, die in seiner Werkstatt tätig sind. Dort lernen sie pünktlich zu erscheinen, acht zu geben im Umgang mit den Maschinen, den Raum sauber zu hinterlassen und die Projekte abzuschliessen, die sie anfangen. Die Produktion der gelenkigen Spielsachen stellt er mit einer kleinen Gruppe von Jugendlichen her.

Dieses Jahr waren die Verkäufe nicht so gut. Es wurde gut in der Humboldt-Schule und auf dem Weihnachtbasar in der Pfarrgemeinde San José verkauft, aber dieses Jahr hatten wir keine spanischen Voluntarios, an die wir verkaufen konnten, woran die letzten Jahre gut verdient wurde.

Bäckerei  
Montags, mittwochs und freitags wird für den Heimgebrauch Brot gebacken. Mittwochs machen die Kinder und Jugendlichen Konditorwaren. Ricardo Navoa ist der Verantwortliche von diesem Taller und er bringt ihnen bei Abzuwiegen und mit den Zutaten umzugehen und den Arbeitsplatz sauber zu halten.
Die Kinder und Jugendlichen lernen Brot, Torten, Churros, Turron (Süßgebäck zu Weihnachten) und Kekse. Momentan bereiten wir Pantetones für den Verkauf vor.
Das Ambiente der Bäckerei wurde auf Anregung von Roland Lauber dieses Jahr umgestaltet. Es wurde der Mayolikatisch entfernt und neue Regale angefertigt. Des Weiteren stehen und jetzt zwei neue Arbeitsplatten aus Metall, ein neue/s Rührgerät/Teigknetmaschine und eine neue Waage zur Verfügung.

Um aus dieser Werkstatt ein richtiges Geschäft zu machen, ist zunächst eine Durchführbarkeitsstudie erforderlich. Dann braucht es eine Person, die sich speziell um diesen Bereich kümmert,  Absatzmöglichkeiten sucht und für die Einrichtung eines Ladens in guter Geschäftslagezuständig ist. Dieses Projekt wird weiterhin verfolgt, und der Vorstand sieht eine Möglichkeit und will seine Kontakte und Beziehungen einbringen..

Kreativwerkstatt
Diese Werkstatt ist neu und wurde von Diana Cosquillo geleitet, aber wie zuvor schon erwähnt, muss sie derzeit den Erzieher Martin Castillo ersetzen. Die Zeit, in der die Werkstatt noch lief, wurde sie von den Kindern sehr gut genutzt. Sie fanden in dieser Räumlichkeit eine Ecke, um ihre Kreativität und manuelle Geschicklichkeit zu entwickeln. Es wurde mit einfachem Material, dafür mit umso mehr Fantasie gearbeitet.

Erziehung zum Glauben
In den letzten Jahren haben wir Gottesdienste im Heim für wichtige Anlässe gehalten:
Karwoche, Muttertag, Geburtstag des Heimes und Weihnachten. Aber darüber hinaus bringen wir den Kindern und Jugendlichen bei, Gott für alle Dinge, die er uns gibt, dankbar zu sein.
Jetzt werden die Gottesdienste besser besucht, die Kinder singen und sind verfolgen die Messe aufmerksam. Es fehlt jedoch immer noch, dass sie mit ihren Müttern den wöchentlichen Sonntagsmesse gehen und ihre eigne Religionslehre aus eigener Initiative verfolgen.

Voluntarios / Freiwillige
Der Freiwilligendienst ist ein wichtiger Teil, der uns ermöglicht eine enge Beziehung zu Deutschland aufrechtzuerhalten. Die Zivis und die Freiwilligenhelfer werden gut aufgenommen. Zu Beginn sind sie noch keine grosse Hilfe, da sie die Sprache noch nicht beherrschen und unserer Kultur nicht kennen, aber nach einigen Monaten werden sie zu guten Helfern für die Erzieher und Freunde für die Kinder und Jugendlichen.

Wir haben gute Erinnerungen an alle Freiwilligenhelfer, die im Heim waren. Einige haben sich dafür engagiert bei der Erziehung von (???) Jugendlichen mitzuhelfen.. Andere wie Maren Kramer und ihre Familie haben den Bau eines „Fertighauses“, eines Hauses aus vorgefertigten Bauteilen, für eine Familie des Heims finanziert.

Die aktuellen Freiwilligen engagieren sich jeden Tag und helfen den Erziehern mit den Kindern. Sie helfen ihnen bei den Hausaufgaben, spielen zusammen, führen eine Flötengruppe (vielleicht sind de Kinder schon für die Messe am Ende des Jahres vorbereitet) und sie helfen uns das Heim für Weihnachten zu dekorieren.

Dieses Jahr haben sie bereits das Nationalmuseum und den Ausstellungsraum über Terrorismus besucht, sie haben die Ruinen von Pachacamac, haben Pachamanca gegessen und haben an der Prozession des Señor de los Milagros teilgenommen ( danach waren wir im chinesischen Viertel essen).

Es gibt eine offen Teilnahme an Gesprächen, die das Institut von Armando Borda, unserem Vizepräsident, geleitet wird.

Andere Aktivitäten

Ausflüge  
Dieses Jahr im Februar sind wir alle zum Strand Punta Negra gegangen. Dieser Strand ist besonders, da es dort ein natürliches Schwimmbad mit Meereswasser gibt, wo die Kleinsten baden waren. Die Kinder, die Erzieher und die Voluntarias haben alle diesen sonnigen Tag am Meer geniessen können. Wir sind dort früh angekommen und haben uns an einem Ort niedergelassen, der strategisch gut liegt um die Kinder und Jugendlichen im Auge behalten zu können. Wir haben uns mit Sonnencreme eingeschmiert und sind dann alle baden gegangen.

Zum Abschluss des Tages gab es ein gemeinsames Essen im Heim.

Im Dezember waren wir im Park Huascar, der in Villa de Salvador liegt und eine Oase inmitten von Villa darstellt. Die Gemeinde von Lima baute diesen Park mit Spielplätzen für Kinder, einem Schwimmbad, einem künstlich angebautem See, mit Basekettball- und Volleyballspielfeldern und Grünflächen. Es war ein grossartiger Tag, an dem die Kinder sehr viel Spass hatten. Es ist eine Belohnung zum Ende des Jahres.

Theater  
Dieses Jahr besuchten die Gruppen „ Los conejitos felices“ ( Die Kleinsten) und die „Campeones“ ( Nächstälteren)  Theater der nationalen Theaterschule schauten ein ein Theaterstück an. Dieses Theaterstück  war auf ihr Alter bestimmt und die Kleinen amüsierten sich über die Spässe des Clown „ Alegría“. Sie sind Tretbooten gefahren, auch wenn es eigentlich die Erzieher und Voluntarias waren die getreten haben. Es war sehr erfreulich zu sehen wie sich die Kleinen amüsierten.

„Las chicas y los chicos del mañana“ y „Los sind fronteras“ besuchten das Theater Yuyaschkani. Es war ein Freitagabend und der Bus steckte im Stau da alle Strassen für die APEC vorbereitet wurden. Gott sie Dank sind wir noch rechtzeitig angekommen.  

Im Namen aller Kinder, Jugendlichen, Müttern und dem Personal bin ich sehr dankbar für ihr Engagement für das Kinderheim, möchte mich somit verabschieden und noch einmal wiederholen, dass uns eine Sache vereint: Unseren Brüdern helfen, die uns brauchen.  

Ihr Freund und Direktor,

Luis Rodríguez Paredes

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Kinderheim Tablada                                                                                       Dezember 2009
Tablada de Lurin                                                                                             35. Rundbrief
Lima – Peru

 

Heimleiter Luis Rodriguez mit einigen unserer Kinder

Liebe Freunde,

2009 war ein an Besuchen, Erfahrungen und Erfolgen reiches Jahr. Die ganze Hilfe für unsere Kinder ist möglich dank der Solidarität unserer deutschen Freunde, Personen die es durch ihr Mitwirken möglich machen,  das Leben eines hilfebedürftigen Kindes zu verbessern. Dieses zu Ende gehende Jahr hinterlässt uns die Befriedigung unsere Aufgabe erfüllt zu haben, unseren Kindern und Jugendlichen Unterstützung geboten zu haben.
So wie jedes Jahr wurde auch 2009 zur Herausforderung, da mit jedem neu hinzukommenden Kind neue Probleme und Aufgaben  auftreten.
Dieses Jahr unterstützten wir mehr als 40 Familien, das heißt insgesamt 117 Kinder und Jugendliche. So wie bisher sind diese in vier Gruppen aufgeteilt: und werden betreut von den Erzieherinnen  Linda Sotomayor, Judith Riviera, der Lehrerin Giovanna Aucca und dem Lehrer Andy Osorio.
 
Erziehung
Seit drei Jahren arbeiten wir mit einem Erziehungskonzept, das an das der alternativen Schule „La casa de cartón“ („Das Kartonhaus“) angelehnt ist. Anfangs bereitete es Schwierigkeiten, dieses in der Arbeit mit den Kindern umzusetzen.

Inzwischen können wir feststellen, dass wir damit bei den Älteren eine Stärkung des Bewusstseins ihrer Rolle und Verantwortung erreichen konnten. Bei denjenigen, die neu hinzukommen, heißt es zuallererst, die Unterernährung zu überwinden und sie dazu zu bringen, in der Veränderung ihrer Lebenssituation selbst aktiv zu werden.

Unsere Schwierigkeiten liegen darin, die Mütter in den Lernprozess ihrer Kinder einzubeziehen. Die Gründe dafür sind vielfältig; zum einen ihr Analphabetismus oder Schulabbruch zum anderen aber auch, dass sie aufgrund ihrer Arbeit früh das Haus verlassen und spät zurückkehren - in einigen Fällen gar der Mangel an Interesse.

Das alternative Erziehungsprogramm zu beherrschen, um so den Kindern besser helfen zu können, hat das Team Jahre des Engagements und Einsatzes gekostet.

Werkstätten
Wie es bereits zur Tradition geworden ist, nehmen die Jugendlichen an den Werkstätten teil. Sie verbringen damit einige  Stunden pro Woche, entwickeln ihre Kreativität und machen sich dabei mit Werten wie Pünktlichkeit, Verantwortungsbewusstsein, Kreativität und Durchhaltevermögen vertraut.
 


 
In der Bäckerei mit Bäcker Ricardo



Kreatives Werken und Gestalten mit Anita

 
Voluntarios – freiwillige Mitarbeiter

Maria Weisshaar, Marga Kaiser und Stefanie Büche kehrten im August nach ihrem 12-monatigen Einsatz nach Deutschland zurück.

 

Ihre Nachfolger leben und arbeiten seit Mitte September im Heim - Karin  Kiefer aus Hausen im Wiesental, Verena Hermann aus Wittlingen und Jabob Weigl aus Büchenbach bei Nürnberg.

Die ausführlichen Berichte der Freiwilligen, in denen sie von ihren Erfahrungen und Erlebnissen erzählen stehen auf der Homepage www.tablada.de unter Berichte.

 

Gottesdienste
Dieses Jahr haben wir vier Gottesdienste veranstaltet, in der Karwoche im April, im Mai für die Jungfrau Maria und wegen des Muttertags, im August für den Jahrestag des Heimes und im Dezember eine Weihnachts- und Jahresabschlussmesse.

        


Dort versammelte sich die große Familie des Hogars, um zusammen die Eucharistie zu feiern. Das Interesse war groß und die Teilnahme lebhaft. Die Kinder, die Mütter, das Personal, die Junta und andere Gäste nahmen an diesen schönen Veranstaltungen teil.

Besuche

Auch in diesem Jahr hatten wir viele Besuche, alte Freunde und Bekannte, aber auch Eltern unserer Voluntarias waren unsere Gäste.
 



Padre Wolfgang Klock, unser früherer Presidente besuchte uns im April.



Im Mai war unsere frühere Mitarbeiterin Christine Dolderer mit ihrer Familie zu Besuch.


Reise nach Chiuchin

Auf Einladung unseres Freundes Padre Wilfrid Woitschek reiste eine Gruppe Jugendlicher des Hogars nach Chiuchin, ein kleines Dorf im Gebirge. Dort waren wir in den Räumen  eines Schülerinternats untergebracht, das Padre Wilfrid für Kinder und Jugendliche aus abgelegenen Dörfern und Weilern unterhält. Die Landschaft der Anden, die Thermalbäder, die Wanderungen waren eine sehr eindrückliche Erfahrung für unsere Jugendlichen.

Gesundheit
Wir haben die Freundschaft mit den Einrichtungen in Tablada aufrecht erhalten, wodurch wir weiterhin von dem Programm zur Zahngesundheit zu profitieren, welches das medizinische Zentrum „Amor de Dios“ den Bedürftigsten unter den Bewohnern Tabladas anbietet. Für die Kinder und Jugendlichen war die Bedingung zur Inanspruchnahme dieses Angebotes der Sprechstundenbesuch bei der Psychologin Schwester Aurora. Außerdem zählen wir auf die


Zusammenarbeit mit dem Berufszentrum „San Francisco“ und seinen Schülerinnen, die unseren Kindern die Haare schnitten.

Im Namen aller Kinder, Jugendlichen, Mütter und dem Personal darf ich Ihnen allen ein herzliches que dios se lo pagueVergelt´s Gott  sagen dafür, dass Sie uns auch in diesem Jahr  so engagiert  und großzügig unterstützt haben!

Ihnen und Ihren Familien alles Gute und unsere besten Wünschen für das Neue Jahr

Ihr Freund

Luis Rodríguez, Heimleiter

Übersetzt haben den Rundbrief die Voluntarias Karin Kiefer und Verena Hermann.

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Kinderheim Tablada
Tablada de Lurin
Lima – Peru

Dezember 2010

36. Rundbrief

hinten links Valentin Schepperle und Daniel Geyer, hinten rechts Marie Giesen und vorne links Miriam Hapig

Liebe Freunde,

mit diesem Bild von einem Teil unserer derzeit 106 Kinder, ihren Erziehern und den vier neuen Voluntarios, möchte ich Sie zu Weihnachten 2010 herzlich grüßen. Wieder liegt ein ereignis- und arbeitsreiches Jahr hinter uns. Im August feierten wir bereits den 25. Gründungstag unseres Heims. In all diesen Jahren haben Sie mit Ihrer Unterstützung und Ihrer Solidarität den Kindern und Jugendlichen auf vielfältige Art und Weise geholfen. Das Heim kann die Kinder ausgewogen ernähren, es bietet eine umfassende Bildung – Unterstützung bei schulischen Belangen, Vermittlung von Werten,  eine christliche Erziehung, Förderung von Talenten und Fähigkeiten,  Ausbildung in Bäckerei, Schreinerei und Kreativwerkstatt, die Voluntarios vermitteln Grundkenntnisse am Computer und geben Flötenunterricht. In besonderen Fällen werden Kinder psychologisch betreut oder erhalten Therapien durch Logopäden.
Da es nicht ausreicht, sich nur um die Kinder zu kümmern, haben wir auch in diesem Jahr mit den Müttern gearbeitet und verschiedene Workshops durchgeführt, in denen es darum ging, sich ihre Verantwortung bewusst zu machen und ihre Pflichten wahrzunehmen, um so auch Vorbild für ihre Kinder sein zu können.
Danken möchte ich an dieser Stelle auch den Ex-Freiwilligen um Jürgen Kretz, die bereits vor etlichen Jahren bei uns waren. Sie fördern verschiedene Ehemalige des Heims bei ihrer Berufsausbildung. So werden derzeit mehrere  junge Frauen bei ihrer Ausbildung zur medizinisch-technischen Assistentin, Buchhalterin, Lehrerin, Kommunikationstechnikerin unterstützt.
Die Fortschritte die unsere Kinder und Jugendlichen machen wären nicht möglich ohne ein gutes Mitarbeiterteam, das sich engagiert und mit viel Einsatz der Erziehung unserer Kinder widmet,  dafür bin ich sehr dankbar.
Seit Anfang Dezember hat unser Verein einen neuen Vorstand. Wir freuen uns auf einen neuen Wind, der uns Mut macht, uns gemeinsam mit Ihnen auch in Zukunft für unsere Kinder und Jugendlichen einzusetzen.
Im Folgenden sollen nun einige Kinder und Jugendliche und ihre Mütter zu Wort kommen.

Im Anschluss wird Karin Kiefer, Freiwillige 2009/2010, von ihren Erfahrungen im Heim und Peru berichten.

Ihnen allen wünsche ich eine Frohe Weihnacht und ein gesundes Jahr 2011!  

Ihr Luis Rodriguez, Heimleiter, im Dezember 2010

Das Heim ermöglicht mir, die Schule zu besuchen. Dafür bin ich sehr dankbar, auch für die Hilfe bei den Hausaufgaben, das Essen, das ich jeden Tag bekomme und die Ausflüge, die wir unternehmen.

Im Heim lerne ich Verantwortung zu übernehmen, respektvollen Umgang, mich zu pflegen und sauber zu sein und so einen guten Eindruck zu machen. Auch meine Mutter ist dem Heim dankbar, weil ich hier das bekomme, was ich brauche und was sie mir nicht geben kann.

Juliana Gomez Alvarado, 13 Jahre

Das Heim hat mir sehr geholfen mit der Aufnahme meiner Kinder. Ich bin sehr dankbar für die Verpflegung, die sie erhalten, die Unterstützung bei ihren Aufgaben, die Psychologische Betreuung, die Zuneigung und Liebe, die ihnen die Freiwilligen entgegenbringen und die Geduld, die man mit ihnen hat.

Danke an die Deutschen, die mir mit dem Heim helfen!

Angelina Luque, Mutter der Kinder im Bild

Ich bin sehr dankbar, dass man mir ermöglicht im Heim zu sein. Hier bekomme ich alles, damit es mir gut geht und ich sicher bin. Durch die Unterstützung, die ich bekomme und dank dem Heim bin ich die, die jetzt bin. Das Heim mit seinen Werten hilft mir bei der Vorbereitung auf das Leben.

Cecia Alvino Trinidad, rechts im Bild

Besonders danken möchte ich dem Heimleiter Luis Rodriguez, dass er meine Tochter Thalia im Heim aufgenommen hat und mir so  wirtschaftlich und moralisch bei der Erziehung hilft. Das ist für mich sehr beruhigend, weil man hier auf sie aufpasst und sie Dinge lernen kann, die ich ihr als alleinerziehende Mutter nicht bieten kann. Durch die gute Betreuung und die Zuwendung in all den Jahren hat sich meine Tochter sehr verändert. Dafür danke ich allen und hoffe, dass das Heim noch vielen Kindern helfen kann.

Frau Angela Soriano Espejo, Mutter von Thalia, rechts

                                          

Karin Kiefer

Abschlussbericht

Oktober 2010

Vor gut einem Jahr begann für mich das Abenteuer Peru, zehn intensive Monate, die mich noch lange begleiten werden. Es begann mit einem Flug ins Ungewisse, einem Flug mit gemischten Gefühlen. Einerseits Vorfreude endlich den Traum vom Auslandsjahr verwirklichen zu dürfen, andererseits Angst vor dem, was mich erwarten könnte und schließlich ein wehmütiges Gefühl das bisherige Leben sowie Familie und Freunde zumindest für zehn Monate zurücklassen zu müssen.

Während der ersten Wochen glich meine Gefühlswelt einer Achterbahnfahrt. Alles war spannend, aufregend, neu, aber auch ungewohnt und manchmal unangenehm, verwirrend. Kein Tag endete so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Die einfachsten Dinge konnten mich unbeschreiblich glücklich machen – eine Busfahrt durch Lima war einfach genial -, diese Glücksmomente wurden aber auch immer wieder vom Heimweh unterbrochen – Was, immer noch neun Monate?!
Die Menschen im Heim versuchten uns den Anfang leicht zu machen, sie kamen mit viel Herzlichkeit auf uns zu, versuchten uns ihre Welt zu erklären, versuchten geduldig unser stockendes Spanisch zu verstehen. Ich brauchte Zeit all die neuen Eindrücke zu verarbeiten, kämpfte manchmal mit dem Heimweh. Am Wochenende machten wir viele Ausflüge, um Limas verschiedene Stadtteile kennen zu lernen oder besuchten peruanische Bekannte, unter der Woche waren wir tagsüber bei den Kindern. Mit ihnen spielte ich gelegentlich Mühle, Volleyball oder Fußball, meistens half ich ihnen aber bei den Hausaufgaben. Hierbei war ich manchmal ungeduldig, erwartete, dass die Kinder selbstständiger ihre Hausaufgaben erledigen könnten oder bessere Grundlagen hätten. Es deprimierte mich, wenn ich den Eindruck hatte, dass die Kinder und Jugendlichen in der Schule kaum Fortschritte machten. Andererseits freute es mich, die Herzlichkeit und Anhänglichkeit der Kinder zu erleben. Sie kamen immer wieder auf mich zu, suchten meine Aufmerksamkeit. Es war schön nicht die strenge Erzieherin spielen zu müssen, sondern eben „nur“ die Freiwillige zu sein.

Während der ersten Monate reisten wir auch viel, lernten die Anden kennen, die Sanddünen Icas und im Januar schließlich den Regenwald. Diese Reisen zeigten uns ein unheimlich vielfältiges Peru, versprachen immer auch Abenteuer.

Ende Januar, nach den vier Wochen in den Tropen, freute ich mich darauf nach Tablada zurückzukehren, nun fühlte ich es richtig, Tablada war mein Zuhause geworden. Meine Gefühle befanden sich längst nicht mehr auf Achterbahnfahrt, wirkliches Heimweh gab es nicht mehr. Beim Personal des Hogars fühlte ich mich integriert, eben ein Teil der Gruppe, ähnlich erging es mir mit den Kindern. Vor allem zu den Jugendlichen gelang es mir freundschaftliche Beziehungen aufzubauen, bei ihnen fühlte ich mich pudelwohl. Mein Spanisch reichte endlich etwas über den gewöhnlichen Smalltalk hinaus, ich konnte intensivere Gespräche führen und so meine Gegenüber besser kennenlernen, es entstanden Freundschaften.

Nach einer Spende aus Spanien wurden im März für die Kinder ältere Computer eingerichtet. Wir begannen mit einigen Gruppen am PC schreiben zu üben und die ersten Schritte in Tabellenkalkulation und im Internet zu machen. Die Jugendlichen verwendeten vor allem das Internet für ihre Hausaufgaben.
Abgesehen davon boten wir dem Personal des Heimes einen dreimonatigen Deutschkurs an. Anfangs war die Motivation groß, auch wenn sie schließlich nicht viel mehr lernten, als Begrüßungs- und Abschiedsformeln. Dafür verbrachten die Angestellten viel Zeit zusammen, lachten über- und miteinander. Ich hoffe, dass wir so etwas zur Stärkung des Teams beitragen konnten.
Im März und April bot sich uns auch die Chance die Familien der Kinder und ihre Lebensverhältnisse kennenzulernen. Mit einem Fragebogen der Heimleitung besuchten wir die Familien. Die Besuche gestalteten sich sehr unterschiedlich, einige freuten sich, dass wir kamen, anderen war es unangenehm. Für diese Besuche bin ich sehr dankbar, es half mir die Kinder vor dem Hintergrund ihrer Familien besser zu verstehen und gab mir einen Eindruck davon, aus welch unterschiedlichen Verhältnissen die Kinder kommen. Ein paar Kinder lebten in massiven Häusern, hatten Strom- und Wasseranschluss, manche sogar einen PC, andere lebten in einer 8 qm großen Hütte, schliefen zu dritt in einem Bett, der Boden war bloß festgestampfte Erde, das Wasser speicherten sie in einer Wassertonne.
Kurz darauf lernten wir auch eine andere Realität der Millionenmetropole Lima kennen. Wir besuchten die Deutsche Schule und einen deutschen Lehrer, der mit seiner Familie in einem reicheren Wohnviertel lebt. Dort wirkte der Reichtum geradezu verschwenderisch auf mich.
Armut zu definieren fällt mir nach wie vor schwer. Was ist Armut und gibt es sie in Deutschland überhaupt? Ist ein in Deutschland lebender Hartz-IV-Empfänger reicher, als eine Peruanerin, die zwar in weit ärmlicheren Verhältnissen lebt, aber vielleicht besser in der Gesellschaft integriert ist? Schließlich darf der Begriff „Armut“ nicht nur auf das Materielle begrenzt werden, Armut hat viele Gesichter.

Im Juli musste ich Freunde und mein dortiges Leben zurücklassen. Mit einigen halte ich natürlich noch Kontakt, Peru ist immer noch präsent, auch wenn es gerade mit dem Studienbeginn etwas in den Hintergrund gerückt ist. Ich konnte mit einem zufriedenen Gefühl zurückkehren und die letzten Wochen wieder daheim genießen. Ich hatte die zehn Monate genutzt, habe viel von Peru gesehen und erlebt, bin ein Stück weit selbständiger, selbstbewusster und vielleicht auch erwachsener geworden.

In Peru konnte ich auch über den eigenen Tellerrand etwas hinaussehen, meinen Blickwinkel auf die Deutschen und auf Deutschland in mancher Hinsicht weiten.
Ich habe den Luxus schätzen gelernt, Wasser direkt vom Hahn trinken zu können und sich sowohl tagsüber als auch nachts überall frei bewegen zu können, ohne Gefahr zu laufen, gleich überfallen zu werden.
Wenn man die Herzlichkeit, die Gastfreundschaft und den vielen Körperkontakt z.B. bei Begrüßungen der Südamerikaner kennen gelernt hat, kann man sich leicht vorstellen, warum Deutsche von Ausländern oft als kalt empfunden werden. Während der Zugfahrt von Frankfurt nach Basel wurden Verena und ich auch erst mal von „den Deutschen“ enttäuscht, weil wir eben nicht gleich von fünf Freiwilligen umgeben waren, die unsere Koffer tragen wollten. Aber da hatten wir eben Pech, im Gegenteil, in den letzten Wochen wurden wir immer wieder von der Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit überrascht, auch hier wird einem ganz genau der Weg erklärt, wenn man sich mal verlaufen hat – nicht nur in Peru!
Die Deutschen jammern ja gerne und auf hohem Niveau. Klar, 500 € Studiengebühren pro Semester sind für einen Studenten viel, aber verglichen mit anderen Ländern ist das einfach nichts. In Deutschland hat jedes Kind weitgehend unabhängig vom Geldbeutel der Eltern Zugang zu einer vernünftigen Schulausbildung. Auf eine Schule, die mit einer deutschen Schule vergleichbar ist, kann in Peru nur ein Kind der Oberschicht gehen. Selbst für eine Berufsausbildung müssen Peruaner bezahlen – sie verdienen dabei nichts.
Dankbar zu sein für die Annehmlichkeiten und die Möglichkeiten, die mir Deutschland bietet, auch das habe ich aus Peru mitgenommen.

Im vergangenen Jahr habe ich viele unbezahlbare Erfahrungen gemacht, die ich nicht missen möchte! Ich bin froh, dass ich all das, also Freud und Leid, Schönes und Verwirrendes mit Verena und Jakob teilen konnte und immer noch kann.

Allen Freunden und Spendern herzlichen Dank für die Unterstützung! Frohe Weihnacht und alles gute im Neuen Jahr!

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